Während die russische Armee 1905 die Revolution im Zarenreich niederschlägt, macht Max Weber seine deutschen Leser mit dem ukrainischen Historiker Michail Dragomanow bekannt. Der habe 1880 nach Wegen gesucht, auf demokratischer Basis "die Einheit der allrussischen Kultur mit dem Ideal der Kulturselbständigkeit der Einzelvölkerschaften" zu versöhnen. Welche Chancen hat die Freiheit im zaristischen Imperium? Dieser Frage widmet Weber damals zwei voluminöse Aufsätze.

Die neueren Weber-Biografien von Dirk Kaesler, Jürgen Kaube und Joachim Radkau lieben den "wilden Max" mit seinem Schwanken zwischen depressiven und manischen Stimmungen, Bürgerzorn und erotischer Erweckung. Webers Relevanz aber verdankt sich einer anderen Leidenschaft: dem Drang, wie 1905 aus Anlass der russischen Revolution, seine wissenschaftlichen Erkenntnisse an der Aktualität zu erproben.