Die vielfach preisgekrönte Schriftstellerin und Georg-Büchner-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff hat in Dresden eine Rede im dortigen Schauspielhaus über "Geburt und Tod" gehalten. Lewitscharoff verurteilte darin die künstliche Befruchtung und äußerte sich voller "Abscheu" über Kinder, die auf solch "abartigen Wegen" entstanden seien. Sie bezeichnete sie als "Halbwesen", "zweifelhafte Geschöpfe, halb Mensch, halb künstliches Weißnichtwas". "Das ist gewiss ungerecht, weil es den Kindern etwas anlastet, wofür sie rein gar nichts können. Aber meine Abscheu ist in solchen Fällen stärker als die Vernunft", sagte Lewitscharoff. 

Sie sprach sich angesichts künstlicher Befruchtung für ein "Onanieverbot" aus, das fände sie "weise", schreibt die taz. Wenn Sperma zur künstlichen Befruchtung eingesetzt werde, sei ihr das "nicht nur suspekt", es erscheine ihr "absolut widerwärtig". "Mit Verlaub, angesichts dieser Entwicklungen kommen mir die Kopulationsheime, welche die Nationalsozialisten einst eingerichtet haben, um blonde Frauen mit dem Samen von blonden blauäugigen SS-Männern zu versorgen, fast wie harmlose Übungsspiele vor", sagte die Schriftstellerin.

Das Dresdner Schauspielhaus distanzierte sich als Mitveranstalter in einem offenen Brief sofort von Lewitscharoffs Aussagen. Der Chefdramaturg Robert Koall schrieb: 

"Es gibt einen Punkt, der die Dresdner Rede vom 2. März gefährlich macht. Das ist das Tendenziöse, die Stimmungsmache, das tropfenweise verabreichte Gift." Der offene Brief schließt mit dem Satz: "Ihre Worte sind nicht harmlos, Frau Lewitscharoff. Aus falschen Worten wird falsches Denken. Und dem folgen Taten. Deshalb sind es gefährliche Worte."

In der Themenwoche Ungewollt kinderlos hat sich ZEIT ONLINE damit beschäftigt, wie Menschen mit Unfruchtbarkeit, Fertilisation und deren moralischen Implikationen umgehen.