Business-Knigge Diese fünf Soft Skills brauchen Ihre Mitarbeiter
Wie treten Ihre Mitarbeiter öffentlich auf? Was Lady Gaga sich auch im Angesicht der Queen erlauben kann, ist für deutsche Mittelständler vielleicht nicht ganz so opportun
Foto: Getty ImagesDer (Führungs-) Nachwuchs der Zukunft ist so markenaffin wie nie. Schon längst funktioniert die Attraktivität, die ein Unternehmen für potenzielle Auszubildende - und übrigens auch für hochkompetente Bewerber - ausstrahlt, weniger über greifbare Konditionen als über das Image, das dahinter steht. Wie die neueste Jeans das richtige Label tragen muss, um anzukommen, braucht auch der ausbildende Betrieb das richtige Aushängeschild, um den Duft des Begehrenswerten anzunehmen.
Katharina Starlay ist Modedesignerin, Imageberaterin und Mitglied im Deutschen Knigge-Rat. In Vorträgen, Seminaren und individuellen Beratungen coacht sie rund um Kleiderstil und Businessknigge. Seit 2002 berät sie auch Unternehmen für deren Außenauftritt und entwickelt Stil-Leitfäden sowie Firmenkleidung. Sie schreibt Bücher und publiziert über Stilthemen: Starlay.de .
Employer Branding ist das Schlagwort. Im Werben um den besten Nachwuchs wird aber gelegentlich mehr an der Werbebotschaft gearbeitet als an den Ergebnissen dessen, wofür man eigentlich wirbt - der Qualität der Auszubildenden, die das Unternehmen in Zukunft nach außen repräsentieren, ob sie nun bleiben oder in andere Unternehmen gehen und dort als Markenbotschafter wirken. Denn die Vernetzung steht nie infrage, hier oder dort.
Dabei bezieht sich die Qualität nicht nur auf die fachliche Ausbildung, sondern zunehmend auf die soziale Komponente. Manieren galten bisher als der Hidden Champion im Wettrennen um die begehrtesten Stellen - heute sind sie es umgekehrt im Buhlen um die Besten. Wer A-Leute ausbildet, wird auch A-Leute bekommen, so das Resonanz-Prinzip.
Gutes Benehmen hat mit dem Respekt zu tun, der das tägliche Verhalten begleitet und mit jeder Geste mitschwingt wie gut gewählte Begleitmusik. Trainingswürdige Benimm-Regeln, die fit für das Berufsleben machen, ranken sich viel weniger um die Technik, einen Hummer zu zerlegen als um die Fähigkeit, die Augen zu öffnen und über die eigene Nasenspitze hinaus zu denken.
Nur wer auch registriert, dass der Zug mehr Fahrgäste als Sitzplätze hat, kann seine Tasche vom Nebensitz wegnehmen, ohne dazu aufgefordert zu werden. Nur wer seinen Chef oder Kollegen respektiert, klopft an und wartet die Reaktion ab, bevor er eintritt. Und nur wer sich für den anderen interessiert, wird auch ein guter Zuhörer sein. Es ist also im eigenen Interesse, dem Nachwuchs diese soften Themen nahe zu bringen.
Hier ist eine kleine Hitliste sozialer Kompetenzen, die Ihre Arbeitgeber-Marke in die nächste Liga spielen.
Grüßen und Blick: So wirken Sie sympathisch
Doch doch, ich höre dir zu: Nur schade, dass es überhaupt nicht so aussieht. Und auch nicht wirklich so ist.
Foto: CorbisScheinbar selbstverständlich und dank der Magie des Smartphones doch so schwierig: Dem anderen in die Augen zu blicken, aktiv zuzuhören und damit zu signalisieren, dass man sich für ihn interessiert, macht sympathisch - auch die Firma, in deren Namen diese sympathischen Menschen unterwegs sind.
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Duzen oder Siezen?
You can say you to me: Im Englischen stellt sich die Frage nach Du oder Sie auch in den oberen Rängen nicht
Foto: WPA Pool/ Getty ImagesFür viele ist schon die Frage verstaubt - aber für genauso viele immer noch wichtig. Nur weil die junge Generation das "Du" lebt, sind die Anhänger der Ansprache mit "Sie" noch lange nicht alt.
Es ist eine Kultur, die mit unserem Sprachgebrauch verwoben ist, eine Eigenart, die sich zu pflegen lohnt, weil sie die Zwischentöne menschlicher Beziehungen mehr als in anderen Sprachen hören lässt. Wer wem das "Du" anbieten darf, funktioniert noch immer nach klaren Spielregeln, die man auch firmenintern vermitteln sollte.
Interkulturelle Kompetenz: Wo war nochmal das Fettnäpfchen?
Brachte viele Ägypter gegen sich auf - mit einer unbedachten Schuhspende: Fußballer Lionel Messi
Foto: Manuel Queimadelos Alonso/ Getty ImagesFettnäpfchen haben oft weniger mit allgemeiner Etikette als mit landesspezifischen Gepflogenheiten zu tun. Denn bei aller Internationalisierung sind wir doch in den meisten Ländern zu Gast.
Die meisten Reisenden bereiten sich zwar gründlich auf Reisen in ferne Länder und Kulturen vor, unterschätzen aber die kulturellen Unterschiede und die besondere Mentalität der nächsten Nachbarn. So kommt es, dass sich einige Deutsche zum Beispiel in der Schweiz unbeliebt machen - oder umgekehrt.
Jüngstes Beispiel: Der argentinische Fußballer Lionel Messi wollte nur Gutes tun, als er einer ägyptischen Fernsehmoderatorin seine Fußballschuhe schenkte. Sie sollten für einen guten Zweck versteigert werden. In der arabischen Welt gilt der Schuh allerdings als unreines Kleidungsstück und die großzügige Spende damit als Beleidigung, die die Gemüter so erhitzte, dass der Politiker Said Hasanin sich zu der Behauptung verstieg, "in den vergangenen 7000 Jahren" seien "wir Ägypter noch nie so gedemütigt" worden. Mit ein bisschen Recherche im Vorfeld hätte sich der Affront vermeiden lassen.
Smalltalk und Takt: Wetter ist gut, Vorbereitung besser
Der wäre doch ein prima Smalltalk-Thema: Der neue Tesla. Wird er die Autowelt revolutionieren? Wie werden wir übermorgen unterwegs sein? Und ist Rot wirklich die schönste Farbe für Autos?
Foto: Justin Prichard/ APDas etwas überstrapazierte Gespräch über das Wetter kennen die meisten. Was aber sind noch geeignete Themen für den unverfänglichen Austausch auf gesellschaftlichem Parkett? Wer sich in solchen Situationen als interessanter, interessierter und feinfühliger Gesprächspartner erweist, hat viel gewonnen. Auch für seinen Arbeitgeber.
Nehmen Sie sich daher vor einem Event oder Netzwerktreffen ruhig die Zeit, einmal zu recherchieren, was die Branche gerade beschäftigt - und wenn es der neueste Hype um eine vorübergehende Modeerscheinung ist. Lesen Sie die Zeitschriften, die in diesen Kreisen gelesen werden, und merken Sie sich ein paar unterhaltsame Arabesken daraus.
Ungewöhnliche Situationen: So meistern Sie Planänderungen
Fußball im Fahrstuhl: Bereiten Sie sich mit Gedankenspielen auf ungewöhnliche Situationen vor - so werden Sie deutlich entspannter
Foto: CorbisDie Rush-Hour im Fahrstuhl, der unerwartete Geschäftsanruf beim Boarding am Flughafen, die Vollsperrung auf der Autobahn, deretwegen der Chef die internationalen Gäste nicht selbst empfangen kann, sondern den Empfang delegieren muss - gedanklich verschiedene Situationen durchzuspielen, bevor sie auf dem Plan stehen, entspannt und stimmt gastfreundlich.
Leistungssportler machen es übrigens genauso: Sie gehen die Abfahrtsstrecke, den Parcours oder den Laufkurs im Geiste immer wieder durch, um sich optimal vorzubereiten.
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