Mindestens zwei Frauen totgefoltert: Der Tatverdächtige

Wie viele Menschen hat Wilfried W. noch auf dem Gewissen? ++ Die Chronologie des Horrors

Von: Von M. Brekenkamp und M. Engelberg

Höxter – Wilfried W. (46) quält Frauen, um Macht auszuüben. Die Ermittler sprechen von „sadistischen Zügen“. Zwei Opfer starben. Mindestens ein Opfer überlebte sein Martyrium auf dem Gehöft schwer verletzt.

Komplizin Angelika B. (47) gesteht, erzählt grausame Details aus dem Folter-Haus. Sie behauptet, ihrem Ex hörig und selbst von ihm misshandelt worden zu sein. Dessen Hang zur Gewalt trat bereits vor 20 Jahren brutal zutage.

Chronologie des Horrors

1994: Wilfried W. lernt in Paderborn (NRW) über eine Annonce eine Verkäuferin kennen. Die beiden heiraten. Die 23-Jährige wird geschlagen, gequält, drangsaliert. Auch von Wilfrieds Geliebter (21).

1995: Wilfried W. wird wegen gefährlicher Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Nötigung zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Seine Komplizin kommt mit Bewährung davon.

Pressekonferenz zu HöxterOpfer gequält, tiefgefroren und verbrannt

Quelle: N24

1999: Wilfried W. und Angelika B. heiraten.

Frauke Liebs († 21) wurde 2006 ermordet

Frauke Liebs († 21) wurde 2006 ermordet

Foto: Repro Ralf Meier

20. Juni 2006: In Paderborn, knapp 60 Kilometer von Höxter entfernt, verschwindet Frauke Liebs spurlos. Ihre skelettierte Leiche wird am 4. Oktober in einem Waldstück gefunden.

► Wurde sie ein Opfer von Wilfried W. und Angelika B.? Unklar! „Wir werden ganz akribisch schauen, ob sie auch für den Tod von Frauke Liebs verantwortlich sind“, so Oberstaatsanwalt Ralf Meyer am Dienstag: „Wir haben zurzeit keine konkreten Hinweise darauf.“

Sommer 2013: Über eine Kontaktanzeige lernt Wilfried W. Annika W. († 33) aus Niedersachsen kennen. Schon im Herbst heiraten die beiden. Für Annika W. wird die Ehe zum Martyrium. Wilfried W. und Angelika B. ließen sich zuvor aus finanziellen Gründen scheiden.

Chef-Ermittler Ralf Östermann: „Eine verhängnisvolle Dreiecksbeziehung, in der es um Macht, Schmerzen und Unterwerfung ging.“

Annika W. wird misshandelt, mit Stricken an die Heizung gefesselt, bis sich der körperliche Zustand lebensbedrohlich verschlechtert.

August 2014: Durch die Misshandlungen stirbt Annika W. Östermann: „Die Leiche steckte man in eine Tiefkühltruhe. Sie wurde im Laufe der Zeit immer wieder zerteilt und im Kamin verbrannt. Die Asche verstreuten sie am Straßenrand.“

► Das Paar meldet die Tote beim Amt als verzogen ab. Angelika B. schreibt der Mutter weiter SMS-Nachrichten vom Handy des Opfers: „Mir geht es gut, macht euch keine Sorgen.“

Anfang 2016: Susanne F. († 41) aus Bad Gandersheim (Niedersachsen) ist zum zweiten Mal geschieden, hat keine Arbeit. Sie lernt Wilfried W. ebenfalls über eine Kontaktanzeige kennen.

März 2016: Susanne F. zieht in das Horror-Haus ein, wird gequält. Östermann: „Es ging um Nichtigkeiten. Ein Beispiel: Wenn das Messer nicht rechts, sondern links lag, reichte das als Auslöser für Schläge, Tritte, Misshandlungen aus.“

Nachbarn sehen die Frau mit ihren Peinigern beim Einkaufen. Zuletzt mit Glatze. Der Ermittler: „Den Opfern wurden büschelweise Haare ausgerissen. Das war wohl der Grund, weshalb sie kahlgeschoren wurden.“ Die Frauen müssen gefesselt in der Badewanne schlafen, werden an die Heizung gekettet, geschlagen und getreten.

Als Susanne F. mit dem Kopf gegen einen Schrank gestoßen wird, erleidet sie ein subdurales Hämatom, eine Hirnblutung. Eine lebensbedrohliche Verletzung.

21. April 2016: Das Folter-Paar will sie in ihre Wohnung bringen. Nach einer Auto-Panne hat Susanne F. einen Krampfanfall. Östermann: „Das Paar rief einen Rettungswagen – offenbar, weil es in der Situation überfordert war.“

Die Frau stirbt zwei Stunden später im Krankenhaus. Die Ärzte finden Hämatome am ganzen Körper, rufen die Polizei.

★★★

► Die 40-köpfige Mordkommission geht zurzeit von vier weiteren überlebenden Opfern aus. Eine Berlinerin meldet sich, als sie das Haus in Höxter in den Medien wiedererkennt. Sie sei hier vor drei Jahren gequält, danach verletzt in den Zug gesetzt worden. Möglich, dass das Horror-Paar weitere Frauen zu Tode folterte.

► Das Paar soll Frauen mit bundesweit und in Tschechien geschalteten Kontaktanzeigen auf das Gehöft in Höxter-Bosseborn gelockt haben.

► Das Motiv für die Taten soll eher „im Bereich der Machtausübung gelegen haben“ als im sexuellen Bereich. Es gebe „Anhaltspunkte für sadistische Züge“.

► Auch Angelika B. wurde von Wilfried W. misshandelt. Ein separaten Folter-Raum gab es nicht.

Wilfried W. bestreitet alle Vorwürfe, schiebt die Schuld auf seine Komplizin Angelika B.

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