E-Books auf Amazon: Betrüger fluten Kindle Unlimited und verärgern Autoren

Indie-Autoren, die für Amazons E-Book-Flatrate Kindle Unlimited veröffentlichten, sehen sich betrügerischen Konkurrenten gegenüber. Die stellen lange Werke ein und gaukeln Amazon vor, die würden komplett gelesen, um mehr Geld zu bekommen.

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Kindle

(Bild: dpa, Jkub Kaczmarczyk/Symbolbild)

Lesezeit: 3 Min.

Amazons E-Book-Flatrate Kindle Unlimited kämpft mit Betrügern, die das System austricksen, um mit minimalen Aufwand viel Geld zu machen. Dabei bedienen sie sich verschiedenster Tricks, die weniger Amazon selbst schaden als jenen Indie-Autoren, die versuchen, mit richtigen Büchern Geld zu verdienen. Einige davon sammeln bereits Betrugsmaschen und informieren Amazon. Der Online-Händler kann die aber offenbar nicht verhindern und höchstens auf gemeldete Betrugsfälle reagieren. Das alles geschieht in einer Zeit, in der Autoren auf Kindle Unlimited mit sinkenden Einnahmen leben müssen, wie jüngst die Branchenseite lesen.net berichtete.

Kindle Unlimited ist Amazons E-Book-Flatrate, in der das Lesen einzelner Bücher die Kunden nichts kostet. Stattdessen bezahlen sie eine feste Monatsgebühr. Die Autoren der Bücher bezahlt Amazon aus einem Topf, in den das Unternehmen jeweils eine bestimmte Summe einzahlt. Daraus erhalten alle Autoren jeden Monat Geld, seit einigen Monaten anteilig für die Anzahl jeweils gelesener Seiten ihrer Werke. Dadurch sollen vielgelesene Autoren – mit vielen Lesern oder besonders langen Werken – mehr Geld erhalten als andere.

Problematisch ist jedoch die Technik, mit der Amazon diese Zahl gelesener Seiten ermittelt. Die Algorithmen des Onlinehändlers werten nicht aus, wie lange und wie viel die eigenen Kunden tatsächlich in einem E-Book lesen. Um den Lesefortschritt zwischen mehreren Kindle-Geräten synchronisieren zu können, speichert das System jedoch immer den aktuellen Ort der Leser in einem Buch. Dieser sogenannte "Lesefortschritt" dient denn auch als Grundlage für die Vergütungen bei Kindle Unlimited.

Häufig gibt es die Links auch erst später im Buch, nach den in der Vorschau angezeigten Seiten.

(Bild: Screenshot)

Betrüger veröffentlichen seit geraumer Zeit genau aus diesem Grund massenhaft Bücher bei Kindle Unlimited, die aus Tausenden Seiten beliebig zusammenkopierter Inhalte und einem vermeintlich interessanten Titel(-bild) bestehen. Auf die allererste Seite stellen sie einen Link, der direkt zur allerletzten Seite führt. Amazons Algorithmen gaukelt das vor, das Buch wurde komplett gelesen. Leser dürften angesichts dessen und wegen des schlechten Inhalts zwar verärgert sein, haben ja aber nichts für das einzelne E-Book bezahlt und werden das wohl wieder vergessen. Der "Autor" dagegen wird ausbezahlt, als sei ein tausendseitiges Werk von ihm gelesen worden. Mit genügend solcher Klicks kommt für ihn einiges an Geld zusammen.

Bereits seit einigen Wochen diskutieren vor allem englischsprachige Indie-Autoren diese und ähnliche Betrugsmaschen – so können auch alle Übersetzungen eines Werks in einem E-Book gesammelt werden, mit der jeweils gekauften ganz am Ende.

Amazon hat reagiert und Abhilfe versprochen. Unter anderem legte das Unternehmen fest, dass Autoren nur noch für die ersten 3000 Seiten eines Werks vergütet werden, was aber nur die schlimmsten Auswüchse verhindern kann. Amazon hat außerdem angekündigt, gegen die Betrüger härter vorzugehen und zumindest jene Beispiele gelöscht, die von den wütenden Autoren gesammelt wurden. Gleichzeitig sperrte Amazon aber schon E-Books mit dem Inhaltsverzeichnis am Ende, mutmaßlich um ähnlichem Betrug entgegen zu wirken. Damit traf das Unternehmen aber auch erfahrene Autoren, die das als Stilmittel nutzen. (mho)