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Neuer Algorithmus Schreibt uns Twitter bald vor, was wir lesen?

Die Nachricht, Twitter könnte Nachrichten künftig nicht mehr chronologisch anzeigen, sorgt bei den Nutzern für Aufregung. Drohen jetzt Zensur, das Ende des sozialen Netzwerks oder gar die Herrschaft der Maschinen?
Twitter-Logo: Droht das Ende der gewohnten Ordnung?

Twitter-Logo: Droht das Ende der gewohnten Ordnung?

Foto: DADO RUVIC/ REUTERS

Twitter will Nachrichten künftig nicht mehr in chronologischer Reihenfolge anzeigen. Stattdessen soll die Abfolge der Tweets, die ein User sieht, von Algorithmen berechnet werden, meldet die US-Website "Buzzfeed ". Demnach soll die Änderung schon in der kommenden Woche eingeführt werden.

Mit einer algorithmisch sortierten Timeline würde Twitter dem Beispiel von Facebook folgen. Dort werden Nachrichten den Anwendern schon lange in einer Reihenfolge präsentiert, die von Maschinen berechnet wurde. Laut "Buzzfeed" erhofft sich Twitter von einer solchen computergenerierten Reihung die Möglichkeit, beliebte Tweets und Themen noch stärker in den Vordergrund zu heben.

Dass Twitter an entsprechenden Algorithmen arbeitet, ist kein Geheimnis. Zuletzt hatte das Unternehmen im Dezember 2015 damit experimentiert und einigen Nutzern nicht-chronologische Timelines eingespielt . Twitter hatte die Versuche damals bestätigt und erklärt, man "erforsche Wege, Twitter-Nutzern die besten Inhalte sichtbar zu machen".

#RIPTwitter

Genau wie damals, als viele von dem Experiment betroffene Nutzer verwirrt waren, reagieren jetzt etliche Twitter-User bestürzt auf die Nachricht. Seit Veröffentlichung der "Buzzfeed"-Meldung ist der Hashtag #RIPTwitter - Ruhe in Frieden, Twitter - zum Trending Topic geworden.

Viele Nutzer treibt die Sorge um, dass Twitters Algorithmen vielleicht nicht ganz so perfekt arbeiten, wie es sich der Konzern wünscht:

Andere sehen in einer algorithmisch bestimmten Reihenfolge der Nachrichten sogar einen neue Form der Zensur:

Vor allem aber tauchen immer wieder Vergleiche mit Facebook auf.

Ein User vergleicht die mögliche Einführung algorithmischer Timelines bei Twitter gar mit den Ende von MySpace, das er ebenfalls auf die Einführung einer solchen Technik zurückführt.

Doch ganz so einfach sollte man es sich nicht machen, jetzt schon das Ende von Twitter auszurufen. Zum einen handelt es sich bei der "Buzzfeed"-Meldung bisher nur um ein Gerücht, Twitter selbst hat sich zu dem Thema bisher nicht geäußert.

Zum anderen hat sich wenigstens Brandon Carpenter, der seit sieben Jahren als Entwickler bei Twitter arbeitet, zumindest vorsichtig zu all der Empörung geäußert, die sich derzeit in dem sozialen Netzwerk breitmacht. "Wir sind keine Idioten. Hört auf darüber zu spekulieren, wie wir 'Twitter ruinieren'", schreibt er selbst:

Eine komplette Entwarnung ist das freilich nicht. Aber vielleicht ein Hinweis darauf, dass NBC-Journalist Josh Sternberg möglicherweise noch bessere Quellen hat als "Buzzfeed". Er nämlich twitterte, seinen Informationen zufolge sei die Nutzung des neuen Algorithmus nicht verpflichtend, sondern müsse von den Anwendern grundsätzlich selbst aktiviert werden:

Genau das nämlich ist es, was viele Facebook-Nutzer an dessen algorithmisch sortiertem Newsfeed stört. Als Grundeinstellung sind bei Facebook die Algorithmen aktiv. Zwar kann man auf eine chronologische Darstellung umschalten, doch diese Einstellung geht beim nächsten Aufruf des sozialen Netzwerks automatisch wieder verloren.

Im VIDEO: Twitter sperrt 125.000 Nutzerkonten