Mit Gold spekulieren, ohne Gold zu besitzen

In den Börsenturbulenzen der vergangenen Wochen haben die Anleger das Gold wieder als Sicherheit entdeckt. Die Gold-ETF profitieren von starken Zuflüssen.

Claudia Gabriel
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Die Goldschätze der Schweizer Gold-ETF liegen auch in der Schweiz. (Bild: Keystone)

Die Goldschätze der Schweizer Gold-ETF liegen auch in der Schweiz. (Bild: Keystone)

Was ist eine sichere Anlage, wenn Staatsanleihen negativ rentieren und es auf Bargeld keine oder negative Zinsen gibt? Eine Antwort der Anleger lautet seit Anfang Jahr: Gold. Statt Goldbarren in einen teuer gemieteten Safe zu legen, kaufen jedoch viele Investoren Anteile an Exchange-Traded Funds (ETF) auf Gold. Diesen sind im Januar laut der Statistik von Blackrock netto weltweit 1,9 Mrd. $ zugeflossen. Die grossen Schweizer Anbieter von Gold-ETF vermelden ebenfalls alle für den Januar Kapitalzuflüsse, die sich im Februar noch beschleunigt haben.

Börsengehandelte Anteile an Goldschatz

Bei Gold-ETF handelt es sich um Fonds , deren Anteile wie Aktien an der Börse gehandelt werden. Ihr ganzes Kapital haben die ETF entweder in Derivate auf den Goldpreis oder in physisches Gold investiert, und der Kurs der Anteile folgt dem Goldpreis möglichst eng. Wer als Anleger Anteile erwirbt, erhält im Liquidationsfall das Recht auf Auslieferung entweder von Derivaten auf den Goldpreis oder von Gold. Bei ETF, die effektiv mit Goldbarren unterlegt sind, kommt normalerweise der Begriff «physisch» im Namen vor.

Schweizer Banken sind bei der Entwicklung von «physischen» Gold-ETF führend gewesen. Heute gibt es solche Vehikel von der Zürcher Kantonalbank, dem Fondsanbieter GAM (dort laufen sie unter dem Namen Julius Bär), von der UBS und von Blackrock bzw. iShares (diese ETF tragen nach wie vor den Namen der Credit Suisse, von der iShares sie einst erworben hat). Alle Anbieter verfügen auch über währungsbesicherte Varianten der Gold-ETF.

Kein guter Ersatz für Bargeld

Sind Gold-ETF ein guter Ersatz für Bargeld? An sich eher nein. Bargeld mag derzeit keine Zinsen abwerfen, Gold tut dies aber per definitionem nie, und seine Lagerung ist auch nie gratis. Wer Goldbarren in den Safe legt, sieht dies direkt auf der Abrechnung der Bank, wer ETF kauft, spürt es an den jährlich vom Kurs abgehenden Gesamtkosten (Total-Expense-Ratio, TER). Die TER beträgt bei den Schweizer Gold-ETF zwischen jährlich 0,23% vom investierten Kapital (UBS) und 0,41% (GAM).

Goldpreis in Franken im Höhenflug

Ein Goldinvestment entspricht also quasi einem Bankkonto mit Negativzins. Allerdings kann der Wert des Goldes im Gegensatz zum Bargeld zulegen. Dies war schon im Januar der Fall. Seither hat sich die Aufwärtsbewegung aber noch beschleunigt: In Dollars ist der Goldpreis seit Anfang Februar um rund 10% gestiegen, in Franken waren es gar noch etwas mehr.

Das Problem beim Gold ist aber, dass der Preis auch rückläufig sein kann. In Dollars hatte das gelbe Metall zuvor seit fünf Jahren per saldo nur nachgegeben, in Franken kam es 2012 nochmals zu einem Hoch. Ob der Goldpreis steigt oder sinkt, hängt häufig weniger von Faktoren wie der Produktion der Bergwerke, Indiens Schmucknachfrage oder der Anzahl neuer Eheringe von Chinesinnen ab als vielmehr von der Nachfrage der Anleger nach sicheren Investments – und von den Käufen oder Verkäufen durch Notenbanken. Nicht wenige Stimmen argumentieren derzeit, dass die global tiefen Zinsen und das Sicherheitsbedürfnis der Anleger einen weiteren Absturz des Goldpreises verhindern würden.

Schweizer Tresore für Schweizer ETF

Doch die Goldpreisentwicklung ist aufgrund der vielfältigen und voneinander unabhängigen Einflussfaktoren notorisch unberechenbar. Wenn der Goldpreis aber gleich bleibt oder sinkt, vernichten Goldanlagen immer nur Kapital. Es gibt unter den Bankern wie unter den Investoren Kritiker und Fans von Goldanlagen. Unter Letzteren befinden sich auch einige Verschwörungstheoretiker, die von einem Kauf von ETF-Anteilen abraten. Sie behaupten, die ETF hätten im Liquidationsfall vielleicht gar keinen Zugriff auf die Goldbarren, weil diese in Tat und Wahrheit an unterschiedlichsten Orten gelagert seien. Diese Befürchtung könnte vielleicht schlimmstenfalls auf einen ETF zutreffen, der in Derivate investiert, nicht jedoch auf die Schweizer ETF auf physisches Gold. Die Schweizer Anbieter bewahren die Barren alle in ihren eigenen Tresoren auf (bzw. iShares bei der Credit Suisse). Diese befinden sich nicht irgendwo, sondern an klar benennbaren Orten in der Schweiz.

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