Analyse
10:37 Uhr, 01.06.2015

Deutsche Bank: Zinswende ist Garant für schwere Wirtschaftskrise

Die Deutsche Bank hat in einer jetzt veröffentlichten Studie die Frage aufgeworfen, warum Janet Yellen und die US-Notenbank trotz chronischer Schwäche der US-Wirtschaft die Zinswende einleiten möchte. Die Deutsche Bank kommt zu einem erschreckenden Resultat.

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Die Deutsche Bank kritisiert in selten direkter Form die Politik der amerikanischen Zentralbank. Wenn Janet Yellen, ihre Präsidentin, nicht lügen sondern die Wahrheit sagen würde, dann müsste sie zugeben, dass der letzte Rest des Optimismus, der noch in der amerikanischen Wirtschaft vorhanden sei, sich von einem auf den nächsten Tag in Luft auflösen könnte.

"In Wahrheit ist es doch so: Die Fed ist gezwungen, die Wirtschaft schön zu reden, denn wären Sie einfach nur ehrlich, dann würde sich der letzte verbleibende Optimismus, der noch da ist, in Luft auflösen", schreibt die Deutsche Bank.

Es sei unmissverständlich in den Daten zu erkennen: Ohne Einrechnung des Häusermarktes sei die Nachfragen nach Gütern und Dienstleistungen in den USA viel zu schwach, um eine Zinswende rechtfertigen zu können. Die Deutsche Bank stellt sich die Frage, warum Janet Yellen trotzdem so erpicht darauf ist, die Zinsen anzuheben.

Und dann kommt ein echter Knüller, etwas, was sonst nur in irgendwelchen Verschwörungs-Blogs im Internet zu lesen war:

"Wenn die Hauspreise um 30% nach unten bewegt werden könnten und wenn wir uns in eine Zeit versetzen, die ein paar Jahre nach dieser Anpassung liegt, dann wäre das Wirtschaftswachstum wahrscheinlich bedeutend dynamischer, aber es sind diese paar Jahre dazwischen, die haarig werden könnten und niemand und auch nicht die Fed alleine würde sich vermutlich diese Risiken aufhalsen", heißt es weiter. "Zur Debatte steht, ob die Fed im Speziellen oder der Markt im Allgemeinen die Natur des ökonomischen Problems überhaupt verstanden hat. Umso mehr wir dieser Frage nachgehen, desto eher kommen wir zu der Schlussfolgerung, dass das nicht der Fall ist."

Die jüngsten Wirtschaftsdaten seien allesamt in einer Art "Revisions-Tsunami" zum Schlechteren angepasst worden, aber selbst ohne das müsse man davon ausgehen, dass der Wirtschaftsausblick der US-Notenbank "nicht nur entsetzlich falsch ist, sondern dass die Fed die Situation komplett falsch versteht."

Die Deutsche Bank weist darauf hin, dass die Märkte sich jahrelang auf die schwache Entwicklung der Produktivität in den USA konzentriert hätten. Jüngst sei zu beobachten, dass sich diese Schwäche weltweit ausgebreitet habe. Außerdem seien die Ausgaben der Verbraucher "seit der Krise, aber spätestens wenige Jahre nach der ersten Erholung entschieden schwächer als vor der Krise."

Für die USA sei besonders bedenklich, dass immer weniger Menschen eigene Immobilien besitzen. Damit breche ein tragender Pfeiler der US-Konsumausgaben weg, namentlich die Anschaffung von Gütern oder die Inanspruchnahme von Dienstleistungen zum Ausbau und Renovierung des Eigenheims.

Gleichzeitig seien die mit Immobilien in Verbindung stehenden Inflationsraten besonders hoch. Es sei ungewöhnlich, dass eine geringere Nachfrage nach solchen Gütern und Dienstleistungen zu höheren Preisen führen würden, so die DB. Der Häusermarkt in den USA befinde sich in einer "Stagflation", also Stagnation bei gleichzeitiger Inflation.

Der Grund dafür sei, dass sich bereits im Besitz befindliche Immobilien nicht etwa durch echte Nachfrage, sondern durch die QE-Programme der Notenbanken im Preis erhöht hätten, was dazu führe, dass die Mieten explodieren, was seinerseits dazu führt, dass die Menschen immer weniger Geld für den Konsum übrig haben. Damit ist das Wachstum dauerhaft tiefer, als es sein könnte.

In Deutschland haben sich Politiker die Mietpreisbremse ausgedacht, ein eher halbherziges Unterfangen. Hat die US-Notenbank den diabolischen Plan, den Häusermarkt zum Zusammenbruch zu bringen, um nach diesem Reset ein natürliches Wachstum zu ermöglichen?

"Das bringt uns zum Kernpunkt dieser Analyse", schreibt die Deutsche Bank. "Wenn das "Problem" oder Risiko der Inflation im Häusermarkt liegt, die Nachfrageschwäche aber auch aus dem Häusermarkt kommt, was um Himmels Willen denkt die Fed, oder irgendjemand anderes, was daran gut wäre, die stützende Geldpolitik zu entfernen? Das Inflationsproblem wird nicht durch übermäßige Nachfrage nach Immobilien, genauer: einen Immobilienboom, erzeugt, weil sich das in der Konsumnachfrage ex Immobilien zeigen würde. Stattdessen ist diese Teuerung das skurrile Ergebnis von zu "teuren" Eigentumsimmobilien relativ zu Mietsimmobilien, was die gesamte Inflation bei Immobilien über den Mietzins nach oben treibt", schreibt die Deutsche Bank.

"Wenn es das zentrale Ziel wäre, die Inflation zu bekämpfen, unabhängig davon, wo sie herkommt, dann wäre ein gezielter Crash am Immobilienmarkt der Weg, das zu erreichen", schreibt die DB weiter. Das Dilemma dabei sei, dass es anfangs das erklärte Ziel der US-Notenbank war, den Häusermarkt nicht zusammenbrechen zu lassen. Sie ergriff deshalb außerordentliche geldpolitische Schritte, die das heutige Problem erst geschaffen haben.

"Die Idee, dass die Wirtschaft "bereit" sei für die Wegnahme der geldpolitischen Stützen und dass das irgendeinen Sinn ergeben könnte aus der Perspektive steigender Inflationserwartungen oder starken realwirtschaftlichen Wachstums ist Unsinn", heißt es weiter. Wenn sich die US-Notenbank dazu entscheiden sollte, ihre Geldpolitik an falsche Erwartungen zu knüpfen, wie Inflation durch etwaige Vollbeschäftigung, dann entsteht ein Risiko eines "schweren geldpolitischen Fehlers."

"Stellen Sie sich im Extremfall vor, dass die Kernrate des CPI bei 1,5% liegt, dass das aber alles das Resultat von Inflationsraten im Immobiliensektor ist, die bei 4% liegt, würden dann wirklich einige es für eine gute Idee halten, die geldpolitischen Stützen wegzuziehen mit Leitzinsen von 2-3%? Die erschreckende Antwort ist, dass einige Leute diese Frage mit ja beantworten würden. Das noch erschreckendere Ergebnis ist die Wirtschaftskrise, die folgen würde."

20 Kommentare

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  • Marco Soda
    Marco Soda

    Natürlich können Heute die Märkte beim Crash aufgefangen werden, durch Abschaltung oder Stützungskäufe.

    wie ist das denn gemeint !!!!

    08:36 Uhr, 02.06.2015
    1 Antwort anzeigen
  • schimpanse69
    schimpanse69

    Hatte die Deutsche Bank jemals Recht nachdem Sie gezwungen war die Kurse nicht mehr selbst beeinflussen zu können?

    14:55 Uhr, 01.06.2015
  • kingkong007
    kingkong007

    Anstatt über den Teich zu nölen, sollte man lieber in Europa bleiben.

    Immer wieder dieselbe Leier, der Ami solls richten, was hier verbockt wird.

    Wer am Tropf von Griechenland hängt, sollte sich einfach geschlossen halten.

    Frau Jellen weiß was sie tut, zum Wohle der USA und nichts anderes.

    Das Geschwafel der deutschen Bank interessiert sie nicht die Bohne.

    Wer vor einer Zinserhöhung in den USA Angst hat, hat in Europa keinen guten

    Job gemacht, Freunde der deutschen Bank, das wissen Sie besser als ich.

    Die Anleihen werden uns um die Ohren fliegen, da muss man kein Prophet sein.

    Angst essen Seele auf.

    Die Berichte von Jochen Stanzl sind immer lesenswert

    14:14 Uhr, 01.06.2015
  • BulleHelga
    BulleHelga

    Es kommt immer anders als die Broker prophezeien, insofern kein grund zur Panik!

    12:51 Uhr, 01.06.2015
  • itsme
    itsme

    Solange die niedrigen Zinsen die Vermögenspreise treiben wird es auch am Ende ein großes Problem bei Zinsanhebungen geben. Man sollte sich lieber mal Gedanken machen warum so wenig von dem Geld in die Wirtschaft fließt. Die deutsche Bank kann da gerne mal den Vorreiter spielen und in Europa investieren anstatt dagegen zu wetten.

    12:18 Uhr, 01.06.2015
    1 Antwort anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Tja, eine schallende Ohrfeige, welche die Deutsche Bank der FED mit diesem Statement verpasst. Jetzt gibt es wie immer im Leben 2 Möglichkeiten: Entweder sitzen die Checker bei der Deutschen Bank, oder aber bei der FED. Ich tippe in diesem Fall auf die Deutsche Bank.

    12:05 Uhr, 01.06.2015
    1 Antwort anzeigen
  • Austrochris
    Austrochris

    Es ist selten, dass ich der deutschen Bank recht gebe. Aber die Bank trifft den Nagel auf den Kopf. Die Fed spielt mit dem Feuer . Die Frage ist nur, zieht die Fed das durch was sie sagt .

    Wie oft hat die Fed schon gelabert und war kurz vor einer Zinserhoehung . Ich rede nicht von einer Zinswende . Eine Zinswende wird 100 % nicht kommen. Maximal eine Kosmetikzinsanhebung auf vielleicht 1 % . Und die halte ich auch für sehr wage , den die Konjunkturdaten gehen seit März schlagartig bergab.

    Daher liegt es doch klar au der Hand : Zinswende nein , Erhoehung vielleicht . Und daher ist alles sonst Gefasel . Und Glaskugel braucht man in dem Fall auch keine, denn der " Patient "

    USA ist nach wie vor im Krankenhaus ( zwar weg von der Intensivstation aber mehr nicht )

    11:50 Uhr, 01.06.2015
    2 Antworten anzeigen
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Der angeblich steigende Immomarkt ist eine selbst erzeugte Illusion. Banken geben Entwicklern Kredite, die dann nach Fertigstellung der Objekte diese wieder zu einem hoeheren Preis(vor Baubeginn abgesprochen) an andere Banken verkaufen usw. Ein freundliches kleines Kettenspiel mit reinen Buchgewinnen. Das nennt man dann "steigende Immo Preise". Lachhaft das Ganze. Den letzten beissen die Hunde. Das sind dann meisst hart arbeitende unbedarfte Zuwandererfamilien, die die Luege der schnellen, ausgewiesenen "Wertsteigerungen" glauben und dann die optisch schoene Bretterhuette mit 85% Finanzierung und "billigsten Hypotheken", die allerdings keine lange Laufzeiten haben, "guenstig" erwerben. Das selbe Spiel wie vorher. Den- letzten- beissen- die -Hunde Spiel.

    11:48 Uhr, 01.06.2015
  • Aktienbaer
    Aktienbaer

    früher gab es den Sieben Jahreszyklus, 7 Jahre ging die Wirtschaft hoch und 7 Jahre runter ! (auch Schweinezyklus genannt)

    Früher gab es auch einen Auto-Ansparplan von den Banken. Da haben die Leute jeden Monat reingespart und wenn er voll war hat man sich ein Auto gekauft! Heute kauft man alles sofort und im nachhinein macht man sich Gedanken über die Bezahlung.

    Es gibt kein unendliches Wachstum, die Gier nach kurzfristigen Gewinn war stärker, als die Vernunft. Gier frist Hirn.

    Was ist zu tun?......eine große Depression oder ein Krieg würde die Uhr wieder auf Null stellen. Klingt blöd, ist aber so. Nur so kann wieder die Vernunft an die Märkt zurück kehren.

    11:34 Uhr, 01.06.2015
    1 Antwort anzeigen
  • student
    student

    Reale Wirtschaft ist, wenn die breite Bevölkerung durch eigene Arbeitsleistung Produkte und Dienstleistungen zur eigenen Versorgung herstellt und zum leichteren Austausch genug Geldmittel zur Verfügung bekommt. Das ist heute nicht mehr der Fall.

    Der Paradigmenwechsel hin zur Gewinnmaximierung führte zur Umverteilung von den vielen fleissigen und schwachen hin zu den reichen und starken. Unterstützt wurde das von den Notenbanken, die die Reichen durch Zugang zu zinslosem Geld noch reicher gemacht hat.

    11:13 Uhr, 01.06.2015

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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