re:publica 2015: Die digitale Gesellschaft auf der Suche nach Europa

Die Netzkonferenz re:publica Anfang Mai in Berlin steht dieses Jahr unter dem Motto "Finding Europe" und soll vor allem bunt werden. Nun erschien der Zeitplan mit 300 Stunden Programm für tausende Besucher.

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re:publica 2015: Die digitale Gesellschaft auf der Suche nach Europa

Ein Teil der Redner, die sich zur re:publica 2015 angesagt haben.

(Bild: re:publica)

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Den "alten Kontinent" und so gleichzeitig vielleicht seine Wurzeln im "neuen Medium" zu finden: dieser Aufgabe haben sich die Macher der re:publica 2015 verschrieben. "Finding Europe" ist der Aufhänger, unter dem mehr als 6000 erwartete Teilnehmer vom 5. bis zum 7. Mai im ehemaligen Paketbahnhof "Station-Berlin" mit 300 Stunden Vorträgen und Workshops bespaßt und zum Nachdenken oder Mitmachen angeregt werden sollen.

Gerade haben die Veranstalter, die Agentur newthinking communications und der Spreeblick-Verlag, den Zeitplan veröffentlicht, etwa die Hälfte der offiziellen Programmpunkte ist momentan eingepflegt. Die Interessenten können sich damit auf drei Tage "Brainflooding und Networking" vorbereiten, die sich unter gewissen Voraussetzungen sogar als "Bildungsurlaub" anerkennen lassen.

Blogger, YouTuber, Medienwissenschaftler und -künstler, Bürgerrechtler, Undercover-Journalisten wie Günter Wallraff, Hacker wie Jacob Appelbaum und Internetunternehmer wie der Mitgründer und Geschäftsführer des Streaming-Portals Netflix, Reed Hastings, sind angekündigt. Die Lichtinstallation "Internet of Things" soll das Gelände am Kreuzberger Gleisdreieck in den "Farben Europas" erstrahlen lassen. Es wird vor allem bunt.

Der EU-Kommissar für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft, Günther Oettinger, der sonst hierzulande fast jede Konferenz rund ums Internet bereichert, fehlt bislang auf der Rednerliste. Der CDU-Politiker dürfte aber zumindest virtuell präsent sein, begleiten die zu den re:publica-Machern gehörenden Blogger von Netzpolitik.org dessen Treiben in Brüssel doch laufend mit viel Freude über möglicherweise betretene Fettnäpfchen.

Einstellen können sich die Internetjünger dagegen etwa auf eine Einführung in den Hacktivismus unter dem Motto "Fifty Shades of Grey Hat", das Unterwandern des "Überwachungs-Ökosystems" oder den Kampf gegen den Smartphone-"Terminator" in unseren Taschen. Auch die "Revolution" im Bezug aufs Internet möchte der ein oder andere Redner neu erfinden. Die "fünfte Gewalt" soll beleuchtet werden als "die Macht der vernetzten Vielen".

Thomas Fischer, Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof, spricht über Erwartungen und Enttäuschungen rund um "Strafrecht und Öffentlichkeit". Nonny de la Peña, "Patin der Virtual Reality" und Initiatorin des "Project Syria" mit der VR-Brille "Oculus Rift", verspricht Einblicke in einen – wie auch immer gearteten – "immersiven Journalismus".

Zygmunt Bauman soll als Pfeife paffender "Grandseigneur der Soziologie" die Kontrollgesellschaft gemäß dem "neuesten Stand der Technik" umreißen, der Kosmopolit Ethan Zuckerman die "Global Voices" vertreten. "Postergirls" der Dotcom-Blase dürfen genauso wenig fehlen wie Blogger-Pioniere, die schon vor 20 Jahren erste Links aus dem digitalen Untergrund schleuderten. Nur Sascha Lobo wird auf seine Aktivator-Rede verzichten: Es sei ihm wichtig, die "Erwartungen auf andere Art zu brechen, als es von mir erwartet wird", ließ der Autor mit dem Irokesen-Schnitt seine Fans vorab wissen. "Machen! Nicht nur reden", sei momentan sein Impuls.

Standardtickets für die drei tollen Tage schlagen dieses Jahr mit 195 Euro und so 15 Euro mehr als 2014 zu Buche. Dafür ist der Eintrittspreis für die zweitägige " Media Convention" gleich dabei, die das Medienboard Berlin-Brandenburg zum zweiten Mal parallel zur re:publica auf dem Stationsgelände durchzieht. (anw)