Man reibt sich Augen: Fintech-Akteure beklagen sich über zu viele Initiativen. Doch tatsächlich jagen sich in den nächsten Wochen Events und Awards. So könnte der Fokus verloren gehen.

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Schon vergangenen Juli vermutete es finews.ch: Die Schweizer Fintech-Szene zeigt Anzeichen eins Hypes – und listete dazu sieben untrügliche Signale auf.

Nur wenige Wochen später doppeln nun Fintech-Akteure nach: «Leider», schrieb einer in einer Mail an finews.ch, «gibt es im Moment (zu) viele Initiativen.»

Wie das, möchte man fragen. Kann sich eine von hoffnungsvollen Startups geprägte Szene allen Ernstes über zu viel Aufmerksamkeit, über ein Übermass an «Buzz» beschweren? Das klingt absurd.

Events überschlagen sich

Bei genauerem Hinschauen zeigt sich jedoch, dass die Wortmeldung aus der Szene so falsch nicht liegt. Tatsächlich überschlagen sich dieser Tage die Fintech-Anlässe, wie ein kurzer (und beileibe nicht abschliessender) Blick auf die Agenda nahelegt.

  • Am Dienstag dieser Woche lancierte die grösste Bank der Schweiz die UBS Challenge in Zürich. Weitere Anlässe in London und Singapur folgen. In dem weltweit angelegten Rennen wetteifern Jungfirmen darum, eine von vier Problemstellungen im Fintech-Bereich zu lösen.
  • Am Mittwoch lud die Börsenbetreiberin SIX Journalisten und Blogger zur offiziellen Eröffnung ihres Inkubators F10. Das Fintech-Labor im trendigen Zürcher Westquartier ist das erste seiner Art in der Deutschschweiz, wie finews.ch berichtete.
  • Am Donnerstag ging der Swiss Fintech Pitch über die Bühne, in dessen Rahmen ein mit 15'000 Franken dotierter Preis an Fintech-Firmen vergeben wird. Der Anlass markiert den offiziellen Start der Swiss FinteCH Association, die für sich in Anspruch nimmt, der erste nationale Branchen-Verband zu sein.
  • Anfang September vermeldet die Genfer Fusion, der erste Fintech-Inkubator der Schweiz, welche Startups für die zwölf Monate dauernde «Beschleunigung» ausgewählt wurden.
  • Am 23. September lädt das Schweizer Fintech-Forum Finance 2.0 zu einer Veranstaltung rund um digitale Währungen und das Potenzial der Blockchain-Technologie.
  • Am 25. und 26. September führt die Postbank PostFinance das zweite Mal einen «Hackathon» durch. Geladen sind Fintech-Tüftler jeder Provenienz. Zu gewinnen gibt es Preisgelder von insgesamt 40'000 Franken.
  • Am 30. September führt die Forum-Veranstaltungsreihe der Zeitung «Finanz und Wirtschaft» den Anlass «Fintech 2015 – Boost Innovation» durch, und lanciert zu diesem Anlass ihrerseits einen Swiss Fintech Award.

Genug Anlässe und Initiativen also, um die Fintech-Szene ins Rampenlicht zu bringen. Aber auch genug, um den Fokus zu verlieren.

Die Schweiz verlassen, um es zu schaffen

Wie sich zeigt, wird das auch in der Szene als Gefahr wahrgenommen. Swiss-FinteCH-Präsident John Hucker beklagte kürzlich in einem Interview mit finews.ch die starke Zersplitterung der Branche. Anlässlich des Swiss Fintech Pitch beschrieb auch Yann Ranchere von der Beratungsfirma Anthemis die Problematik, dass die hiesigen Fintech-Unternehmen von Investoren und dem Regulator zuwenig wahrgenommen würden.

Ranchere riet vor diesem Hintergrund gar, von Anfang an eine globale oder zumindest europäische Perspektive einzunehmen. «Wenn sie es hierzulande schaffen wollen, dann müssen sie die Schweiz erstmal verlassen», so sein fast schon ketzerischer Vorschlag.

Eine geeinte Stimme würde aber wahrscheinlich schon viel helfen, damit das Potenzial von Fintech auch in der Schweiz gehört wird.

 

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