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Kündigung wegen Flüchtlingshetze "Bei Morddrohungen hört es auf"

"Dank meiner medizinischen Ausbildung wird keiner überleben": Diese Drohung gegen Flüchtlinge hat eine junge Mitarbeiterin der Arbeiterwohlfahrt gepostet. Daraufhin wurde ihr gekündigt.
Rassistischer Post (Unkenntlichmachung von SPIEGEL ONLINE) Credit: Meisner/ Twitter

Rassistischer Post (Unkenntlichmachung von SPIEGEL ONLINE) Credit: Meisner/ Twitter

Solidarität und Toleranz: Auf solche gemeinsamen Werte legt die Arbeiterwohlfahrt (AWO) nach eigenen Angaben bei ihren Angestellten großen Wert. Mehr als 7000 Mitarbeiter hat der Verband, aber es sind offenbar auch Menschen darunter, die dieses Weltbild nicht teilen. So sorgte eine junge Mitarbeiterin der AWO Thüringen am Wochenende mit einem rassistischen Hetzkommentar bei Facebook für Aufsehen.

"Irgendwann wird es eh so kommen dass man hinz und kunz (sic!) aufnehmen muss", schrieb die Frau in einer öffentlichen Gruppe, in der es eigentlich um Betreuungsfragen gehen sollte. Damit allerdings nicht genug: "dank meiner medizinischen Ausbildung wird bei mir keiner überleben."

Mehrere Nutzer wurden auf den Kommentar aufmerksam. Die Mitarbeiterin hatte die AWO in ihrem Profil als Arbeitgeber angegeben, ebenso ihren Wohnort. Hunderte Nachrichten seien daraufhin bei dem Verband eingegangen, sagte ein Sprecher zu SPIEGEL ONLINE. "Das ist juristisch die Ankündigung einer Straftat und für uns und eine Mitarbeiterin in der Altenpflege nicht zu tolerieren."

Die Frau hatte ihren Job als Betreuerin erst zwei Wochen zuvor angetreten. Ihrem vorherigen Arbeitgeber zufolge hat sie gar keine medizinische Ausbildung, auch wenn sie das in ihrem Post behauptete. Der Kommentar ist inzwischen gelöscht.

Man habe noch das Gespräch gesucht, sagte der AWO-Sprecher weiter. Die Frau habe ihren Kommentar bereut und sich dafür entschuldigt - dabei könne man es aber nicht belassen. "Ob nun aus rassistischen Motiven oder nicht, das spielte letztlich eine untergeordnete Rolle. Bei Morddrohungen hört es auf."


Stellungnahme der AWO

Immer wieder posten Nutzer rassistische Hetzkommentare im Netz, offenbar ohne deren Inhalt zu hinterfragen und Konsequenzen zu fürchten. Erst am Wochenende lief ein Beitrag von SPIEGEL TV , in dem die Verfasser mit ihren eigenen Aussagen konfrontiert werden - und selbst keine wirkliche Erklärung dafür finden.

Dass noch dazu der Arbeitgeber auf einen solchen Kommentar aufmerksam werden kann und die Kündigung droht, ist auch nicht jedem klar. So schrieb ein Kfz-Techniker-Lehrling vor wenigen Wochen zu einem Bild eines kleinen Mädchens, das mit ihren Eltern von Syrien nach Deutschland geflüchtet war: "Flammenwerfer währe (sic!) da die bessere Lösung". Sein Arbeitgeber Porsche warf ihn daraufhin raus.

Der ehemalige Lehrling meldete sich daraufhin noch einmal via Facebook zu Wort: "Ich entschuldige mich für meine gestrige Aussage, die für viel Aufregung gesorgt hat. Es war ein grosser (sic!) Fehler und ich werde mich ab sofort davon distanzieren. Es tut mir wirklich äusserst (sic!) leid, und ich hoffe, jeder sollte wissen, dass man so etwas sicher nicht ernst meint."

(Einen Kommentar zum Umgang mit Hetze im Internet lesen Sie hier.)

vks
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